11. Stadtteilexkursion des Herner Netzes nach Sodingen
Im „Revier der Bachstelzen“

Von Wolfgang Viehweger

Bachstelze: (Motacilla alba)

Obwohl die 11. Stadtteilexkursion erst am Sonntag, dem 22. Januar 2006, nach Sodingen führt, möchte das Herner Netz den Heimatfreunden jetzt schon ein wenig Appetit machen.

Name und Geographie

Der Name „Sothingke“ taucht 1150 erstmals in einem Urbar der Abtei Werden auf, worin von einem abgabepflichtigen Ritter in der Bauernschaft die Rede ist. Das Wort „Sothingke“ setzt sich aus den althochdeutschen Wörtern „sotan“ und „hinkan“ zusammen und bedeutet in freier Übersetzung „Revier der Bachstelzen“.

Der Heimatforscher Friedrich Hausemann bestätigt diese Annahme in seinem Artikel „Vom Tierleben im Gysenberg“, wenn er zu Beginn des vorigen Jahrhunderts schreibt, dass in Norddeutschland häufig die weiße Bachstelze anzutreffen ist. Sie ist oben grau, unten weiß, mit schwarzer Kopfzeichnung und hat einen sehr langen Schwanz. Das verweise auf Gegenden mit Fließgewässern, was hier zutreffe.

Zu den Fließgewässern in Herne gehören bis heute neben den in Ost-West-Richtung verlaufenden Hauptströmen Emscher und Rhein-Herne-Kanal 13 Bäche, die der Emscher vom Süden her zustreben, es sind die „Gysenberg-Bäche“. Die Castroper Höhen (zwischen 110 m und 135 m hoch) mit dem Gysenberg stellen eine Wasserscheide dar für den Ostbach, den Landwehrbach, den Fischergraben, den Mühlenbach, den Sodinger Bach, den Storchgraben, den Börniger Bach, den Rossbach, den Hemker Bach, den Langelohbach und den Westbach. Ein Großteil von ihnen befindet sich im Zustand offener und verrohrter Kanalisierung, begradigt und überbaut. Renaturierungsmaßnahmen der Emschergenossenschaft haben im Jahr 2002 begonnen.

Zur Geschichte der Bauernschaft

Das adelige Haus Sodingen, welches 1313 im Besitz des Adam von Sodingen war, wechselte nach dem Aussterben der Familie um 1500 mehrmals die Besitzer (von Uhlenbrock, von Loe u.a.) und war nach 1800 bei den Freiherren von Düngellen, denen zeitweilig auch die Güter Bladenhorst, Henrichenburg und Dahlhausen gehörten. Die Burg wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen, als die Industrie ins Revier kam. Die genaue Lage des Adelssitzes ist unbekannt, man vermutet, dass er sich in unmittelbarer Nähe des Hofes Schulte-Sodingen (in der Nähe der heutigen Mont-Cenis-Straße) befand. Demnach wäre der Schulte der Hofverwalter der Adelsfamilie gewesen, sein Hof hätte zu den Wirtschaftsgebäuden der Burg gehört.

Im Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 wird im Amt Bochum die Bauernschaft Sodingen mit 5 Grundbesitzern genannt, im Gericht Castrop werden 16 Grundbesitzer erwähnt. In der Türkensteuerliste von 1598 müssen 14 Bauern dem Kaiser Sondersteuern für die Verteidigung von Wien gegen die Türken zahlen.

Das Amt Sodingen im Dreieck Herne, Bochum, Castrop wurde am 1. April 1902 aus den Gemeinden Börnig, Holthausen, Sodingen und Gysenberg gebildet. Am 1. April 1928 wurde Sodingen nach Herne eingemeindet, was zu erheblichen Auseinandersetzungen mit Castrop-Rauxel führte, ging es doch um die Eingliederung von 23 500 Menschen. Durch diese Maßnahme wuchs die Zahl der Einwohner von Herne auf 93 750 und rückte den Ort an die unmittelbare Grenze zur Großstadt.

Seit dem 1. Januar 1975 ist Sodingen einer der 4 Stadtbezirke in Herne. Die Sodinger Straße, die bis 1914 „Gysenberger Allee“ hieß, ist mit 5,65 km die längste Straße in Herne.

Die Anmeldung zur Exkursion ist für Führung und Lesung bindend, da Verpflichtungen vom Herner Netz gegenüber den Restaurants hinsichtlich der Reservierung eingegangen werden. Für Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Nichtmitglieder zahlen zu Beginn der Exkursion 5 Euro zur Deckung der Unkosten. Weitere Informationen unter Tel. 02323-9871884.


Haus Sodingen: (Bild von Josef Bieker)
So könnte Haus Sodingen ausgesehen haben,
konstruiert als „Torhaus“ wie Bladenhorst
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