"Persönlichkeiten im Gespräch"
Pitt Herrmann und Bernd Koldewey interviewen den Schriftsteller Wolfgang Viehweger

Herr Viehweger,
Sie sind seit dem 17. Juni 2005 Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Herzlichen Glückwunsch!

Welche Bedingungen muß eigentlich ein Mitglied erfüllen?

Man muß haupt- oder nebenberuflicher Autor sein, mindestens eine nicht selbst finanzierte Buchveröffentlichung bei einem bekannten Verlag haben, dazu mehrere Veröffentlichungen in Literatur- Zeitschriften, elektronischen Medien und Feuilletons, wie z. B. dem Herner Netz, und schließlich auch eine literarische Übersetzung bzw. Veröffentlichung in einer Fremdsprache vorweisen.

Haben Sie den Kontakt zum Verband gesucht?

Nein, der Verband ist gewissermaßen auf mich zugekommen. Im April hatte er eine Tagung in Herne mit Vorlesungen an hiesigen Schulen. Bei dieser Gelegenheit traf ich den Herner Schriftsteller Volker W. Degener, der im Landesvorstand NRW zuständig für Öffentlichkeitsarbeit ist. Er fragte mich, ob ich Mitglied werden wolle und schickte mir einen Aufnahmeantrag zu. Die Entscheidung traf dann der Landesvorstand in Münster.


Foto: Gerd Kaemper

Was bedeutet Ihnen die Mitgliedschaft?

Ich habe die Möglichkeit, an Seminaren und Workshops auf Landes- und Bundesebene teilzunehmen, bei internationalen Schriftstellertreffen dabeizusein, wobei mich besonders der frankophone Sprachraum interessiert; außerdem kann ich die medien- und kulturpolitischen Zeitschriften und Rundbriefe des Verbandes beziehen. Das Wichtigste sind jedoch die Kontakte mit in- und ausländischen Kollegen und Kolleginnen.

Können Sie uns als Historiker etwas über die Geschichte des Verbandes erzählen?

Zwischen 1947 und 1952 gab es die ersten Treffen von Autoren aus Ost und West. Nach 1952 kam es auf Initiative von Theodor Heuss zu einem losen Zusammenschluß, dem sogenannten "Altherrenclub", wie Ingeborg Drewitz und Gerhard Zwerenz ihn 1968 nannten.
1969 wurde schließlich von der Gruppe um Dieter Lattmann in Köln der "Verband deutscher Schriftsteller (VS)" gegründet, dem u.a. Heinrich Böll beitrat. Im Jahr 1973 schloß sich der VS der IG Druck und Papier an. 1989 wurde der VS Mitglied in der IG Medien. Seit 2001 ist er durch den Zusammenschluß der IG Medien und von vier Einzelgewerkschaften Mitglied in ver.di, die auf allen Gebieten die Arbeitsbedingungen von Autoren vertritt.
In den Jahren nach 1989 brachte der VS rund 2400 Lyriker, Stückeschreiber, Romanciers, Erzähler und Sachbuchautoren in die IG Medien ein. Nach 1991 gewann der VS 600 Mitglieder aus der ehemaligen DDR dazu. Nach dem Stand von 2001 hat der Verband mehr als 4000 Mitglieder. Sie kann man bei Diskussionsveranstaltungen, Foren und Seminaren in Deutschland und im europäischen Ausland treffen. Damit ist aus einer ehemaligen Standesorganisation so etwas geworden wie die "Einheit der Einzelgänger". Eine ähnliche Geschichte haben die Schriftstellerverbände in den Nachbarländern.

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