8. Stadtteilexkursion des Herner Netzes nach "Unser Fritz"
Begegnung mit dem Nachlass von Ernst Kuzorra

Gerd Kaemper


Mit 35 Teilnehmern begann bei herbstlichem Wetter am Sonntag, dem 21. August 2005, die 8. Exkursion unter Leitung von Bernd Koldewey und Hartmut Stockhorst mit einem Besuch der Künstlerkolonie in der ehemaligen Waschkaue der Zeche "Unser Fritz".
Die Malerin Gitta Witzke und der Fotograf Werner Köntopp führten die Gäste durch die Ateliers, erzählten von einer geplanten Ausstellung unter Leitung der Kollegin Marie Elizabeth White im September in Cork (Irland) und zeigten außer ihren Werken den überraschten Besuchern einen Eichentisch aus dem Nachlass von Ernst Kuzorra. Werner Köntopp, der in Schalke wohnt, hat ihn erworben und bewahrt den Tisch in Erinnerung an den großen Mann, der als Bergmann auf der Zeche "Consolidation" begann und am 1. Januar 1990 als Ehrenbürger von Gelsenkirchen verstarb.Nach einem halbstündigen Spaziergang durch die Steinhausen- und die Sternstraße und einem Abstecher zum Rhein-Herne-Kanal begann gegen 12.00 Uhr die Lesung mit dem Historiker und Schriftsteller Wolfgang Viehweger im Gut Steinhausen, das an der Stelle eines ehemaligen Schlosses steht.
Nachdem der Gastwirt Wilm Grätsch mit seiner Frau für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt hatte, las Wolfgang Viehweger aus seinem Buch "Spur der Kohle" die Geschichte der Zeche vor, die eigentlich die Geschichte des Kaufmanns und Bergwerksdirektors Friedrich Grillo aus Essen ist. Dieser hatte am 18. September 1871 die Zeche auf alten Mutungsfeldern gegründet und war in einer Tiefe von 215 Metern auf das Steinkohlengebirge gestoßen. Die Zeche bekam den volkstümlichen Namen des Gründers, der im Ruhrgebiet als "Unser Fritz" bekannt war und u.a. in Röhlinghausen die Zeche "Königsgrube" und in Horsthausen die Zeche "Friedrich der Große" mitbegründet hatte. Grillos Verhandlungsgeschick gelang es auch, mit einer Anleihe von 500 000 Mark mit dem Bau der "Haverkamp-Kolonie" zu beginnen, wozu später die "Dannekamp-Siedlung" kam. Dadurch wurde ein neuer Stadtteil geboren.

Im Verlauf der schweren Bergbaukrise von 1967 wurde die Förderung auf "Unser Fritz" eingestellt. Schon vorher waren nur noch einige Schächte von der Nachbarzeche "Consolidation" weitergeführt worden, bis auch diese den Betrieb einstellte.
Es begann die Zeit der "Künstlerzeche Unser Fritz" mit Helmut Bettenhausen, der

die Waschkaue als Atelier nutzte. Seit Anfang der 70er Jahre, seitdem weitere Künstler und Ateliers dazugekommen sind, gibt es hier regelmäßige Ausstellungen und Veranstaltungen. Der Kunstförderer Friedrich Grillo, auf den der Theaterbau in seiner Heimatstadt Essen zurückgeht, hätte seine Freude an dieser Nutzung der ehemaligen Waschkaue gehabt.
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