Sodingen
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul

Von Wolfgang Viehweger

Pfarrkirche St. Peter und Paul

Im Jahr 1818 lebten in Sodingen 57 Einwohner, davon 54 Katholiken und 3 Lutheraner. So war es bis zur Zeit der Industrialisierung nicht verwunderlich, dass Sodingen weder eine eigene Pfarrkirche besaß noch einen Friedhof.

Die katholische Kirchengemeinde St. Lambertus in Castrop war deshalb zuständig für Börnig, Holthausen, Sodingen und Gysenberg. St. Lambertus hatte um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert Grundstücke an der Widumer Straße. „Widum“ bedeutet auf Lateinisch: das der Kirche Gewidmete, die Widmung.

Es gelang dem Kirchenvorstand der Gemeinden Börnig-Sodingen nach 1890 die Castroper davon zu überzeugen, dass Sodingen eine eigene Pfarrkirche brauche. Die Zahl der Katholiken in der Gemeinde war durch die industrielle Revolution inzwischen auf fast 20.000 Einwohner gewachsen, die meisten von ihnen katholischen Glaubens. Unter der tatkräftigen Leitung des Pfarrers Keweloh und des Rentmeisters Felix Galland wurde die Pfarrei St. Peter und Paul von Börnig-Sodingen-Gysenberg am 8. August 1899 auf dem Kirchengrundstück der Mutterpfarrei St. Lambertus, Castrop, Flur 22, Nr. 777/ 306 und 777/ 307 (heute: Ecke Kirchstraße/ Widumer Straße) errichtet. Die sogenannte „Abpfarrung“ der Tochter wurde am 9. April 1900 rechtswirksam. Dazu kam ein eigener Friedhof neben der Kirche, so dass die Katholiken ihre Toten nicht mehr in Castrop beerdigen mussten.

Die Gallands, seit 1742 Rentmeister (Güterdirektoren) der Reichsgrafen von Westerholt-Gysenberg hatten zu dem finanziellen Gelingen des Kirchenbaus und des Friedhofs wesentlich beigetragen. Sie errichteten hier ihre Familiengruft. Rentmeister Adolf Galland, der Vater des berühmten Fliegergenerals, ist auf dem Friedhof ebenso beigesetzt wie seine Frau Änne. Auch Paul und Wilhelm-Ferdinand Galland ruhen bei ihren Eltern. Sie waren die jüngeren Brüder von Adolf Galland und Jagdflieger wie er. Paul wurde am 31. Oktober 1942 abgeschossen. Wilhelm-Ferdinand fiel im Luftkampf am 17. August 1943.

Der am 19. März 1912 geborene Adolf starb erst am 9. Februar 1996 in seinem Haus in Oberwinter am Rhein. Bestattet ist er auf dem Friedhof der dortigen Pfarrkirche St. Laurentius.

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