Unterzeichnung des Waffenstillstands
im Wald von Compiègne

Von Ingeborg und Wolfgang Viehweger


Denkmal von Marschall Ferdinand Foch
(Foto: Ingeborg Viehweger 2005)

Anfang Oktober 1918 gab Generalquartiermeister Ludendorff zu, dass die letzten Reserven verbraucht, die deutschen Truppen erschöpft und entmutigt seien. Man solle die erste günstige Gelegenheit ergreifen, die Alliierten um Frieden zu bitten (l’Armistice du 11 novembre 1918, hrg. von den „Amis de l’Armistice“, o.J., S. 3).

Die deutschen Bevollmächtigten im Auftrag von Prinz Max von Baden waren: Unterstaatssekretär Erzberger, Generalmajor von Winterfeldt, Graf Oberndorff und Kapitän zur See Vanselow. Der einzige Offizier aus dem Generalstab war Hauptmann Geyer. Die erste Garnitur des Generalstabs (Hindenburg, Ludendorff u.a.) hatten demissioniert und fühlten sich nicht mehr für die Konsequenzen des verlorenen Krieges verantwortlich.


Auf französischer Seite nahmen im Auftrag von Präsident Clemenceau teil: der Chef des Generalstabs, Marschall Foch, und General Weygand, zusätzlich eine britische Delegation unter Admiral Wemyss, dem ersten Lord der Admiralität.

Nach längeren Überlegungen hatte sich Marschall Foch nicht für das Hauptquartier der alliierten Truppen bei der Stadt Senlis entschieden, sondern für den Wald von Compiègne, um der zudringlichen Presse zu entgehen. So wurde des Marschalls Eisenbahnwagen kurz vor dem 11. November von der französischen Schlafwagengesellschaft in ein Büro umgewandelt. Er war unter der Nummer 2419 D im Jahr 1913 hergestellt worden. Er wurde später (zwischen 1921 und 1927) in der Cour des Invalides in Paris zur Besichtigung aufgestellt. Von 1927 bis 1939 baute man auf Bestreben des Bürgermeisters von Compiègne ein Museum in der historischen Lichtung des nahen Waldes, wo der Wagen mit Originalakten verblieb.

Am 22. Juni 1940 benutzte Hitler eben diesen Wagen im Wald von Compiègne zur Unterzeichnung des Waffenstillstands mit Frankreich. Anschließend nahm er den Wagen mit nach Berlin, wo er bis 1943 als Kriegsbeute stand. Von 1943 bis 1945 wurde er in den Thüringer Wald ausgelagert und bei der Ankunft der Alliierten zerstört. Der jetzt imWald von Compiègne aufgestellte Wagen wurde ebenfalls 1913 gebaut und trägt die Nummer 2439 D. Seit 1950 dient er als Ersatz für das Original im Museum.

Der Waffenstillstand vom 11. November 1918, ein Feiertag in Frankreich mit vaterländischen Kundgebungen, enthielt wesentliche Bestimmungen des am 28. Juni 1919 geschlossenen Versailler Friedensvertrages: Räumung der überfallenen Länder, Abtretung von Elsass und Lothringen, Übergabe des gesamten Kriegsmaterials, Besetzung der Brückenköpfe am Rhein durch die Alliierten, Heimkehr der Kriegsgefangenen u.a.

Um 11.00 Uhr am 11. November ertönte an der Front das Trompetensignal zur Feuereinstellung: Cessez le feu! (a.a.O., S. 11)

 

 


Französischer Tank des Ersten Weltkriegs (Foto: Ingeborg Viehweger 2005)
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