Die O. Wüst-Story
Dass der
Name Bochum heute nicht nur für die Ruhr-Universität
steht, für das Bergbaumuseum und Opel, sondern auch mit
dem VfL verbunden ist, verdanken der Verein und die Stadt Otto
Wüst, dem ehemaligen Germania-Vorsitzenden und späteren
Vfl-Präsidenten (bis 1957), und seinem Sohn Ottokar, dem
Vorsitzenden des Vfl von 1962 bis 1994. Dazu muss man noch einmal
in die Geschichte des Fußballs in Bochum zurückgehen:
Der 1906
gegründete Fußballverein Germania 06 Bochum,
die Gründungsversammlung erfolgte beim Metzgermeister Ernst
Flühmann, hatte seit 1910 einen ehrgeizigen Vorsitzenden,
der ursprünglich aus Aschaffenburg stammte. Es war der
Textilkaufmann Otto Wüst, der dem bis dahin wilden
Arbeiterverein, der nicht an Meisterschaftsspielen teilnehmen
durfte , die Aufnahme in den WSV verschaffte.
Auf Druck
der Nationalsozialisten findet 1938 in Bochum eine Konzentration
der Kräfte statt. Der TuS Bochum 1848, der TuS Bochum
04, Germania Bochum 06 und Spiel und Sport Bochum 1911 werden
am Gründonnerstag 1938 zusammengeschlossen zum VfL
Bochum 1848. Die Vereinsfarben Blau-Weiß stammen
vom TuS Bochum 1848, ebenso das Stadion.
Otto Wüst, Vorsitzender der ehemaligen Germania, übernimmt,
wie es damals heißt, das Fachamt Fußball.
Vereinslokal
wird der Bochumer Hof an der Ecke Alleestraße/
Humboldtstraße.
Bis 1944 führt Otto Wüst den jungen Verein in die
Gauliga, die Spitzengruppe des deutschen Fußballs. Nach
dem Zweiten Weltkrieg ist der erfolgreiche Mann noch einige
Jahre Vorsitzender des VfL und erlebt den Beginn seines Sohnes
als Nachfolger im Amt. Otto Wüst stirbt im Jahr 1969.
Ottokar
Wüst, geboren am 22. Dezember 1925, hat die Bombenjahre
1943/1944 im Ruhrgebiet miterlebt und die zweimalige Zerstörung
des Geschäfts seines Vaters auf der Brückstraße
27-29, an der Ecke zur Kortumstraße. Er ist beruflich
ein erfolgreicher Herrenausstatter, übernimmt 1962 den
Vorsitz beim VfL, holt vom SSV Hagen Hubert Schieth als Trainer
und gibt als Ziel des in der Amateurliga Westfalen spielenden
Vereins die Bundesliga an, die 1963 gegründet werden soll.
In der Saison
1971/ 72 gelingt dem VfL Bochum der Aufstieg in die Bundesliga.
Ottokar Wüst ist, wie er sagt, ein Freund von Trainer-Ehen.
Mit Hubert Schieth arbeitet er 4 Jahre zusammen, mit Hermann
Eppenhoff, dem früheren Schalker Nationalspieler, 5 Jahre
und mit Heinz Höher 7 Jahre. Unterstützt wird Ottokar
Wüst von der Stadt Bochum, welche mit dem Bau eines modernen
Stadions an der Castroper Straße beginnt, wo heute in
unmittelbarer Nachbarschaft der Starlight Express
steht, ein schönes Gebäude mit dem erfolgreichsten
Musical Deutschlands.
Ottokar
Wüst bleibt Vorsitzender des VfL bis 1994. Nicht erst seit
dem Aufstieg zur Bundesliga identifizieren sich die Bochumer
mit ihm und seinem Verein. Du und Dein VfL.. wird
später Herbert Grönemeyer singen. Dabei ist offen,
ob mit dem Du nur die Stadt gemeint ist; wahrscheinlich
sind es beide zusammen, Bochum und Ottokar Wüst.
Wolfgang
Viehweger, Tribüne Ruhrgebiet ,Verlag Klartext,
S.163 f.