„Bootschaften aus Herne“
Kulturhauptstadt Europas 2010

Von Wolfgang Viehweger
Am Donnerstag, dem 1. Dezember 2005, fand in der Künstlerzeche „Unser Fritz“ unter der Moderation von Peter Weber der 3. Workshop von Herner Künstlern zum Bewerbungsprozess „Kulturhauptstadt Europas 2010“ statt. Eingeladen war auch das Herner Netz.

Leitthema war der Rhein-Herne-Kanal, ein Vorschlag der Künstlerin Beate Matkey. Der Kanal fließt auf einer Länge von 15 km an Herne und Wanne-Eickel vorbei dem Rhein zu. Das Thema hat inzwischen nicht nur zu Wortneuschöpfungen („Bootschaft“, Sendboote“ u.a.), sondern auch zu einem Bündel von Vorschlägen geführt. Sie reichen von dem Kulturboot, das die Städte des Reviers verbindet, über Kanal-Illuminationen, Skulpturen und Wasser-Kunst bis zum Brückenbau. Gemeint ist damit eine reale Brücke, wie sie Tobias Gereon Gerstner im Hafenbereich Friedrich der Große vorschlägt, und eine symbolische Brücke, wie Zekai Fenerci und Kurt Schrage sie zeigen. Ihr Projekt „Pottborus“ bedeutet eine Festival-Brücke vom Bosporus bis zum Ruhrpott und verbindet unterschiedliche Völker und Lebenswelten miteinander. Das Herner Netz stellt hier einige Projekte kurz vor.

Projekt: Brücke / Brückenskulptur
(Tobias Gereon Gerstner)


Der Jachthafen von “Friedrich der Große” in Herne-Ost
Die Karte des Wasserstraßen-Maschinenamtes Herne zeigt den Standort der ca. 200 m langen Stahlbrücke, gestaltet als Skulptur, zwischen Pöppinghausen und Horsthausen am Jachthafen. Auf der Brücke könnten Skulpturen stehen. Musik-Inseln wären an und auf ihr ebenso möglich wie Licht-Brücken und andere Events. Wandern, Radfahren und Gastronomie könnten den früheren Hafen der Zeche Friedrich der Große beleben.

Projekt: Das Kulturschiff auf dem Rhein-Herne-Kanal
als „Sendboote“ zur Kulturhauptstadt 2010
(Patrick Praschma)


Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Wanne-Nord
Als Forum für junge Kultur auf Hernes Verkehrsader soll an Deck eines Ausflugsdampfers eine Bühne für darstellende Künste entstehen, deren Wände geziert sind von Werken „Junger Wilder“ der bildenden Künste. Dieses Kulturschiff, nachts von außen in wechselnder Farbe illuminiert, würde seinen Kurs von einem Ende der Stadt zum anderen nehmen.
Unter Leitung der Organisatoren des RoomService (Patrick Praschma und Chris Wawrzyniak) würden Künstler aus allen Bereichen an Bord geholt, um in regen kulturellen Austausch zu treten.

Pottborus
(Zekai Fenerci und Kurt Schrage)


Brücke über den Bosporus,
Verbindung zwischen Europa und Asien

Sophie IV auf
dem Rhein-Herne-Kanal
Das Kunstwort „Pottborus“ setzt sich aus den Begriffen „Ruhrpott“, Symbol für den kulturellen Schmelztiegel Ruhrgebiet, und „Bosporus“ zusammen. Der Bosporus trennt in der Metropole Istanbul den europäischen Teil vom asiatischen der Stadt. Über die Galatasaray-Brücke tauschen sich gewissermaßen Europa und Asien miteinander aus.
Programmpunkte dieses Projekts sind u.a. Urban Film-Festival, International Videografic Contest, Schaffung von Graffiti-Skulpturen, Fotoausstellungen über US-Straßentänzer und deutsche Straßenkultur, Aufführungen von internationalen Tanz-Compagnien und Tänze aus der Battle-Kultur.
Pottborus steht also für Internationalität. Seine Festivals führen besonders Jugendliche mit unterschiedlichem Migrationshintergrund aus Europa und den USA zusammen. Ihre Gemeinsamkeiten sind die auf Respekt basierenden Ausdrucksformen der HipHop- Straßenkultur. Solche Angebote tragen in sich auch den Gedanken der Prävention vor Rebellion und zielloser Gewalt, wie sie vor kurzem in den Vororten von Paris und in anderen Städten Frankreichs ausgebrochen sind.

Herner Feuilleton, den 3. Dezember 2005

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