Der Teufel und die Schatztruhe

Vor vielen Jahren kam einmal über den Gärtnerweg, der von Eickel nach Bochum führt, ein Handwerksbursche zum Bauern Bönninghaus und bat um ein Nachtlager. Als ihm dieses verweigert wurde, schlich er sich heimlich in den Strohschuppen. Gegen Mitternacht hörte er plötzlich ein Geräusch und bemerkte den Bauern mit einem vornehmen Herrn, der eine rote Feder am Zylinder trug. Es war der Teufel.
Der Bauer senkte eine Schatzkiste einige Fuß tief neben dem Kuhstall in ein Loch, machte es zu und wälzte einen Stein darüber. Der Teufel sprach dazu einen Bann: „Wenn 12 Söhne einer Mutter hier versammelt sind, wird der Schatz gehoben werden!“
Nach Jahren kam der Handwerksbursche wieder in die Gegend und erfuhr, dass der Bauer verstorben und seine Familie verarmt war. Die Witwe klagte ihm ihr Unglück, worauf ihr der Bursche etwas Geld gab mit dem Hinweis, sie solle davon eine Glucke mit 6 Küken kaufen, wenn möglich, nur Hähne. Die Frau fütterte die Henne gut, und nach einem Jahr brachte diese wieder 6 Hähne zur Welt. Der Handwerksbursche kehrte zurück, tat die 12 in einen Korb und ging mit ihnen und der Witwe um 12 Uhr nachts zu der Stelle, wo der Schatz vergraben war. Er stellte den Korb ab und ließ die Tiere heraus.
In dem Moment entstand ein furchtbarer Sturm, so dass die 12 Hähne in alle Himmelsrichtungen flogen. Unbeirrt rollte der Bursche den Stein weg und barg die Kiste. Er erklärte der Witwe, die sich aus Angst vor dem Sturm in den Kuhstall geflüchtet hatte, den Zusammenhang mit dem Vergraben des Schatzes und dem Bann des Teufels. Kaum hatte er den Namen des Höllenfürsten ausgesprochen, ging wenige Meter von ihnen auf dem Gärtnerweg ein Herr mit grauem Mantel und blauem Zylinder, an dem eine rote Feder prangte, vorbei, ohne dass man seine Schritte hörte. Er warf dem Handwerksburschen einen drohenden Blick zu. Dieser zeigte sich wenig beeindruckt, übergab der Witwe den Schatz und ging seines Weges. Unterwegs sann er darüber nach, warum der Teufel nicht an ihm, sondern an den 12 Hähnen seine Wut ausgelassen hatte.

Zeichnung:Wolfgang Ringhut - Bericht Wolfgang Viehweger
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