Sur la route de vacances
Klaus Favreau

Klaus FavreauWenn man seit 20 Jahren seinen Sommerurlaub an der korsischen Ostküste verbringt, vergisst man nicht seinen Beruf als Schriftsteller und Historiker. Die Neugier auf Land und Leute hat zu diesem Artikel über Klaus Favreau und die ehemalige Eisenbahnstrecke an der Ostküste von Bastia nach Porto Vecchio geführt. Im Jahr 2005 veröffentlichte Klaus Favreau, der in Corsicana - Linguizzetta ein Anwesen besitzt, seine Untersuchung „Der Weg aus Eisen durch die Ostebene Korsikas“. Sie wurde 2006 von Sylvie Weiblé mit neuerem Bildmaterial und alten Postkarten, gesammelt von Klaus Favreau, ins Französische übersetzt.

Der Autor war über die Lektüre der Biographie und der wichtigsten Bauwerke des Ingenieurs Alexandre Gustave Eiffel zu dem Thema gekommen: Alexandre Gustave Bönickhausen, geboren am 15. Dezember 1832 in Marmagen in der Eifel, hatte deutschstämmige Vorfahren und nahm während seines Studiums an der École Centrale de Paris den Beinamen „Eiffel“ an, weil die Professoren seinen Namen nicht sprechen konnten. Ab 1856 beschäftigte er sich als Eisenbahningenieur mit dem Bau von Viadukten, Bahnhöfen und Eisenbahnlinien. Dazu gehörte zwischen 1886 und 1892 der Vecchio – Viadukt der korsischen Eisenbahn, den er im Auftrag des französischen Staates plante und baute.
Klaus Favreau, der selbst Ingenieur ist und einer französischen Hugenottenfamilie entstammt, die in Hanau ansässig wurde, interessierte sich aus vielerlei Gründen für Gustave Eiffel, weil er manche biographische Parallelen mit seinem Vorbild fand: technisches Interesse, deutsch-französische Vorfahren, Sinn für die Entwicklung ausgeklügelter Projekte, die meist im Alleingang durchgesetzt wurden.

Nachdem er oft die 157 km lange Hauptstrecke Ajaccio – Bastia befahren hatte, die einen Abzweig nach Corte hat, begann er sich mit den stillgelegten Strecken und gescheiterten Plänen der korsischen Eisenbahn zu beschäftigen, in denen er immer wieder dem berühmten Gustave Eiffel begegnete.
Bis zum Zweiten Weltkrieg betrieb die korsische Eisenbahngesellschaft eine zweite 152 km lange Strecke entlang der Ostküste der Insel. Sie zweigte in Casamozza von der Hauptstrecke ab und führte durch die sumpfige Ebene bis nach Porto Vecchio, wo 1935 aus Geldmangel der Weiterbau Richtung Bonifacio am südlichen Punkt der Insel stecken blieb. Die östliche Eisenbahnlinie wurde 1943 beim Rückzug des Afrika-Korps unter General Rommel aus Furcht vor den schnell nachrückenden alliierten Truppen zerstört („Prinzip der verbrannten Erde“) und später nicht wieder aufgebaut. Den Warenverkehr von Nord nach Süd übernahmen örtliche Transportunternehmen. Sie setzten auf den Ausbau der N198 von Bastia über Porto Vecchio nach Bonifacio.
Im Gegensatz zu den Bahnen des Festlands zeichnet sich der Betrieb der korsischen Eisenbahn (CFC) heute noch durch einige Besonderheiten aus. Das Unternehmen kann nicht gemeinsame Strukturen mit der französischen Eisenbahn (SNCF) nutzen, es muss eigene Werkstätten für Reparaturen bereitstellen und spezielle Triebwagen und Gleisanlagen für enge Kurven über tiefe Schluchten bauen.
Klaus Favreau, der sich seit 1970 mit den Problemen der CFC beschäftigt und dessen Internet-Ergebnisse inzwischen auch auf den Websites der heimatkundlichen Museen in Aleria und Cervioni zu finden sind, ist ein gefragter Mann auf dem Feld der korsischen Sprache und Geschichte geworden. Ein Zukunftsprojekt ist die Historie von Corsicana – Linguizzetta, wo er mit seiner Frau Gisela und der rothaarigen Katzendame Mira wohnt. Seinen Wahlspruch hat er, seit er in Korsika lebt, von Napoleon I. übernommen:
„Ich habe keine Zeit, müde zu sein.“ (Je n’ai pas le temps d’être fatigué).

Wolfgang Viehweger

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