Ehemalige Nationalspieler aus Herne und Erkenschwick
begrüßen die Fans zur Fußball-WM 2006 im Herner Netz 


Von Wolfgang Viehweger

Am Sonntag, dem 4. Juni 2006, findet im Herner Netz e.V. auf der Germanenstraße 77 in der Zeit von 11.00 bis 12.30 Uhr die Vernissage zur Ausstellung statt: „Vergessene Helden – Ehemalige Nationalspieler aus Herne und Erkenschwick begrüßen die Fans zur Fußball-WM 2006“. Die Ausstellung dauert bis zum Samstag, dem 5. August 2006.
Das Archivmaterial aus den „Goldenen Zeiten“ der Oberliga West stammt von den Vereinen SpVgg. Erkenschwick, Westfalia Herne, SV Sodingen, DSC Wanne-Eickel und aus Privatbesitz. Gezeigt werden Bilder von den legendären Derbys, die sich zwischen 1954 und 1958 die Stadtrivalen lieferten. Dabei gewann die Westfalia nicht ein einziges der neun Spiele. Die Mannen um Hans Cieslarczyk, Gerd Harpers, Joseph Marx, Günter Sawitzki, Johann „Hännes“ Adamik und Leo Konopczinski erzielten vier Siege und fünf Unentschieden. Sepp Herberger soll über den kompromisslosen Stil, gepaart mit unbedingtem Einsatz und technischen Qualitäten, gesagt haben: „Der SV Sodingen ist die einzige deutsche Elf, die englisch spielt.“

Von der „Großen Zeit“ der Westfalia Herne werden ebenfalls Bilder von bekannten Spielern gezeigt: Hans Tilkowski, Helmut Benthaus, Alfred Pyka, Otto Luttrop, Gerhard Clement. Bei der Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 wurde der Verein nicht berücksichtigt, obwohl er 1959 Meister der Oberliga West wurde und 1960 Vizemeister.

Die Biographie von Julius „Jule“ Ludorf, dem ehemaligen Spieler und Trainer der SpVgg. Erkenschwick, soll hier stellvertretend für die Karrieren vieler Fußballer des Ruhrgebiets aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vorgestellt werden. Er begann mit 15 Jahren seine Ausbildung als Schmied und Schlosser auf der Zeche Ewald und spielte schon ein Jahr später mit einer Sondergenehmigung in der ersten Mannschaft. Seinen Wehrdienst absolvierte er in Hannover, wo er für Hannover 96 antrat. Anschließend kehrte er nach Erkenschwick zurück und stieg mit dem Verein 1943 in die Gauliga Westfalen auf. Als Bergmann in einem kriegswichtigen Betrieb wurde er nicht eingezogen und war nach dem Krieg einer der besten Torschützen in Westdeutschland. In 161 Oberligaspielen erzielte er 75 Tore für die SpVgg. Erkenschwick. Wie die meisten seiner Mitspieler, z.B. Horst Szymaniak, arbeitete er tagsüber auf der Zeche und kam oft vor Trainings- oder Spielbeginn in Arbeitskleidung in das Stimberg-Stadion. Anders als Siegfried Rachuba widerstand er den finanziellen Versprechungen der Preußen aus Münster und blieb vereinstreu. Zu seinen Auslandsaufenthalten gehörten drei Freundschaftsspiele Anfang 1950 in England.
Berühmt ist die Auseinandersetzung dieses Ausnahmespielers mit Sepp Herberger, der ihn zu einem Sichtungslehrgang nach Duisburg eingeladen hatte. Ludorf antwortete: „Lieber Herr Herberger, ich würde gerne zu dem Lehrgang kommen. Aber am 25. kann ich nicht, weil da mein Schwager Kalli (der Erkenschwicker Spieler Karl Matejka) Hochzeit feiert. Aber ein andermal komme ich gern.“  Sepp Herberger soll über diese Absage nicht besonders erfreut gewesen sein.

„Jule“ Ludorf wird zur Vernissage kommen. Natürlich werden auch Bilder aus seiner aktiven Zeit gezeigt.

 

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