14. Exkursion des Herner Netzes am 28. Mai 2006 
Bei den Emscherbrüchern – Gemeinde und Kirchspiel Crange

Von Wolfgang Viehweger


Postkarte aus der Sammlung von Hartmut Stockhorst

Treffpunkt ist am Sonntag, dem 28. Mai 2006, um 10 Uhr am Cranger Tor. Parkplätze sind an der Dorstener Straße und am Kirmesplatz vorhanden.

Die Gemeinde Crange war die kleinste unter den Nachbargemeinden, entstanden aus einer Bauernschaft im „Krang“ (hier: Flussschleife) der Emscher. An beiden Seiten von „Altcrange“ (der Begriff wurde am 14. November 1974 vom Rat der Stadt Wanne-Eickel geprägt), wo heute noch Kotten des 18. und 19. Jahrhunderts stehen, lebten nach dem Feuerstättenverzeichnis des Amtes Bochum von 1664 in Crange 26 Bauern und Kötter. Sie wurden beschützt durch die Schlossherren.

Nach der Teilung der Cranger Mark in den Jahren 1771 bis 1841 gab es 100 berechtigte Höfe und 6 adelige Güter (Dorneburg, Gosewinkel, Horst, Nosthausen, Dahlhausen und Bönninghausen ), welche im Emscherbruch ihre verbrieften Rechte hatten. Diese bezogen sich auf die Jagd, den Pferdefang, den Fischfang, das Holzschlagen und den Viehauftrieb. Bis zum Jahr 1841 kooperierten die jeweiligen Besitzer von Schloss Crange, die Freiherren von Rump und die Grafen von Landsberg-Velen, mit dem benachbarten Adel in der Pferdezucht. Die letzten 200 Wildpferde wurden nach 1841 in den Merfelder Bruch gebracht, wo sie der Herzog von Croy vor dem Aussterben bewahrte.


Lageplan von Hans-Jürgen Bosch

Durch die Teilung der Cranger Heide kam es politisch zu einer Ausdehnung der Gemeinde Crange: Im Jahr 1866 wurden Buer, Erle und Resse der Gemeinde zugeschlagen. Allerdings ging die Zeit der Industrieansiedlungen, eines wohlhabenden Mittelstandes und eines größeren Steueraufkommens am Ende des 19. Jahrhunderts an Crange vorbei. Daran änderten auch nichts der Bergbau und der Bau des Rhein – Herne – Kanals. Im Jahr 1887 wurden Buer und Erle, 1906 Resse selbständig, da sie die Muttergemeinde an Industriebetrieben und Einwohnerzahlen längst überholt hatten. Im Jahr 1906 ging Crange in der Gemeinde Wanne und mit dieser im Jahr 1926 in der Stadt Wanne-Eickel auf.

Die katholische Kirchengemeinde Crange war ursprünglich nicht mehr als eine Schlossgemeinde. Als um das Jahr 1441 Dietrich von Eickel, der von dem Herzog Adolph von Cleve mit dem Haus Crange belehnt worden war, ein neues Schloss baute, bekam er von dem Landesherrn auch die Erlaubnis, einen tragbaren Altar zu besitzen und im Haus Crange die heilige Messe zu feiern. Wahrscheinlich geschah das am 10. August 1441.

Wenige Jahre später, durch Urkunde vom 3. Januar 1449, stiftete Dietrich von Eickel eine dem heiligen Laurentius geweihte Kapelle, etwa 50 m östlich vom Schloss. Obwohl der Bau sehr klein war, reichte er für die Gemeinde, welche nur wenige Familien zählte. Noch 300 Jahre später, im Jahr 1757, zählte Crange lediglich 35 Haushaltungen. Die meisten von ihnen waren evangelisch.

Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kapelle in den Rang einer Pfarrkirche erhoben. Im Jahr 1832 wurde sie durch einen Sturm beschädigt, der Turm fiel herunter. Gottesdienste waren kaum noch möglich, weil das Dach undicht war. Offenbar nutzten bis zu dieser Zeit Evangelische und Katholische die Kirche gemeinsam (Simultankirche). Das Einvernehmen endete im Jahr 1873 mit dem Abriss der baufälligen Kirche.

Schon ein Jahr später entstand nach den Plänen des Dombaumeisters Güldenpfennig aus Paderborn die neugotische St. Laurentiuskirche in Wanne-Nord. Sie besaß zunächst keinen Glockenturm. Über dem Chor läutete die Messnerglocke, die in einer feierlichen Prozession von der Cranger Laurentiuskapelle hierher gebracht worden war. Erst 1892 erhielt die St.Laurentiuskirche nach den ursprünglichen Entwürfen einen viergeschossigen Turm mit paarig angeordneten Spitzbogenfenstern. Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche in Ziegelbauweise.

Für die evangelische Kirchengemeinde Crange, die im Jahr 1577 durch den Cranger Pastor Johann Rorhopff (Rotthopf) und den Eickeler Pastor Lütgendorf in die neue christliche Gemeinschaft geführt worden war, begann 1854 ein anderes Kapitel: Der 1847 zum Pfarrer gewählte Wilhelm Meißner widersetzte sich mit seiner Gemeinde einer Einpfarrung nach Eickel. So blieb die evangelische Kirchengemeinde Crange selbständig. Noch im Jahr 1854 wurde südwestlich vom Schloss eine kleine Kirche eingeweiht, welche 1898 erweitert werden musste. 1936 wurde die Kirche unter dem damaligen Pfarrer Brenne durch einen Anbau vergrößert. Im Jahr 1977 feierten die Evangelischen in der Kirche das 400jährige Bestehen der Kirchengemeinde Crange.


Lageplan von Gustav Hegler

Die Straßen in Crange

Dorstener Straße

Im Gemeindeatlas von Crange, Eickel, Holsterhausen und Bickern von 1823 ist sie als „Chaussee von Bochum nach Buer“ verzeichnet. Sie hatte eine Breite von fast 9 m  und hieß seit 1846 „Dorstener Chaussee“. Der neue Name „Dorstener Straße“ wird erstmals im Adressbuch für den Amtsbezirk Wanne von 1898/99 genannt.

Nachweisbar seit dem 13. Jahrhundert besteht diese Straße als Ost – West – Verbindung für Fuhrwerke aus der Grafschaft Mark (Bochum) an die Lippe (Dorsten) und zum Rhein (Duisburg und Wesel). Seit 1754 gab es im Amt Bochum 35 Zechen. Auf dem „Gahlener Kohlenweg“, wie die Straße seit dieser Zeit hieß, wurde Kohle von Bochum vorbei an Dahlhausen und Eickel über eine Brücke bei Crange  (die „Koopbrücke“ an der Emscher) über Buer und Polsum nach Gahlen verbracht, wo ein kleines Kohlelager war. Von Gahlen gingen die Transporte weiter nach Dorsten zum großen Lippehafen. Von dort wurde die Kohle über Wesel nach Holland verschifft.

An der Cranger Kirche

Der Name weist auf die Bedeutung der ehemaligen Laurentiuskapelle hin. Im Gemeindeatlas von Crange von 1823 heißt sie noch „Hauptstraße“. Am 24. Februar 1981 wird das Teilstück von der Dorstener Straße bis zur Spinnbahn durch den Rat der Stadt Herne umbenannt in „An der Cranger Kirche“. Der Name schließt auch die kleine Kirche ein, welche der evangelischen Gemeinde seit 1854 als Ersatz für die stark baufällige Laurentiuskapelle diente.

Altcrange

Im Gemeindeatlas Crange von 1823 heißt die Straße „Krange“. Am 26. März 1912 wird das östliche Teilstück zur „Cranger Straße“, das westliche zur „Landwehrstraße“. Am 14. November 1974 nennt sie der Rat der Stadt Wanne-Eickel „Altcrange“ nach dem alten Reihendorf am Bogen der Emscher. Heute verläuft sie parallel zum Rhein-Herne-Kanal.

Spinnbahn

Die Straße wurde am 26. März 1912 vom Rat der Gemeindevertretung Wanne benannt nach dem Betrieb eines Seilers, der auch Lassos herstellte. Mit diesen fingen die Pferdestricker (Pferdefänger) im Emscherbruch bis 1841 die Wildpferde. Versponnen wurden für die Lassos Flachs und Hanf. In der Industriezeit wurden auch Seile für die Bergwerke hergestellt.
Der Leineweberkotten wurde 1697 von dem Freiherrn von Rump an die Eheleute Brockhoff verpachtet. Später entstand hier der Betrieb Rusche und Koch, der Seile, Taue und Sackleinen, aber auch Handtücher und Bettwäsche herstellte. Angestellt waren auch Blauweber für die Betriebswäsche der Zechen.

Heerstraße

Im Urmessblatt von 1842 hieß sie „Hafenstraße“. Sie stellte eine Verbindung zwischen der Emscher über die Dorstener Chaussee zur Ruhr her. Wahrscheinlich wurde sie im Mittelalter militärisch genutzt. Da schon die Römer an Flüssen entlangzogen und ihren Tross mit Handwerkern, Proviant, Tieren und Waffen zur Sicherheit auf den Schiffen ließen, könnte die Straße, welche von der Gemeindevertretung Holsterhausen am 10. Januar 1903 den Namen „Heerstraße“ erhielt, diese Bezeichnung zu Recht tragen.

Die Anmeldung zur Exkursion ist für Führung und Lesung bindend, da Verpflichtungen vom Herner Netz gegenüber den Restaurants hinsichtlich der Reservierung eingegangen werden. Anmeldeschluss ist jeweils 2 Tage vor der Exkursion. Für Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Nichtmitglieder zahlen zu Beginn der Exkursion 5 Euro zur Deckung der Kosten. Weitere Informationen unter Tel. 02323-9871884 oder per E-Mail unter info@herner-netz.de.

Herner Feuilleton, den 24. April 2006

zurück zum Presseindex