13. Exkursion des Herner Netzes am 19. März 2006
Holthausen um 1850 - Im Land der Bauern

Von Silvia Lorek und Wolfgang Viehweger


Holthausen im Winter (Bildarchiv Stadt Herne)

Um 1850 gab es in Holthausen noch keine festen Straßen, so dass ein Durchkommen im Winter fast unmöglich wurde. Berüchtigt war in dieser Zeit die „Bruchstraße“, die durch den Holthauser Bruch zum Schloss Bladenhorst führte. Noch im Jahr 1855 musste Bauer Eckmann 50 Fuder (Wagenladungen) Schlagholz liefern, um die schlimmsten Stellen dieser Straße so auszubessern, dass sie befahrbar war.

An Gebäuden gab es nur Fachwerkhäuser, massive Steinbauten entstanden erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung und die relativ hohen Einkommen, welche durch sie in den Ort kamen (Zeche Erin in Castrop 1860/ Zeche Mont Cenis in Sodingen 1872).

Bei der Volkszählung von 1849 gab es in Holthausen noch keine Bergleute. An Berufen der insgesamt 273 Einwohner wurden angegeben: 20 Landwirte, 20 Mägde, 18 Knechte, 15 Tagelöhner, 10 Hirten, 4 Holzschuhmacher, 3 Schmiede, 2 Schneider, 2 Fassbinder, 2 Maurer, 1 Schuster, 1 Schäfer und 1 Leineweber. Es gab keinen Geschäftsmann, keinen Gastwirt, keinen Lehrer und keinen Geistlichen. Holthausen war ein Land der Bauern.


Kotten auf dem Grundstück des Hofes Wiesche, seit 1795 auch als Brauhaus genutzt, 1980 abgebrochen
(Bildarchiv Stadt Herne)

Die „Kötter“ oder Kleinbauern besaßen in der Regel ein eigenes Fachwerkhaus und geringen Grundbesitz. Sie steigerten ihr Einkommen durch Kleintierzucht und durch ein Handwerk, welches sie nebenbei betrieben. Solche „Nebenerwerbe“ hinderten die Kötter trotzdem nicht daran, sich und das Leben ihrer Familien an bäuerlichen Lebensformen zu orientieren.

Die „Tagelöhner“ waren, wie der Name schon sagt, Arbeiter, welche gegen Tageslohn und bei täglicher Kündigung in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt waren. Da sie keinen Besitz hatten, wohnten sie in kleinen Fachwerkhäusern, die den Bauern gehörten. Sie waren verpflichtet, während des ganzen Jahres auf dem Bauernhof zu arbeiten. Dafür erhielten sie freie Wohnung, den Lebensunterhalt, manchmal ein kleines Schwein und etwas Geld für ihre Kleidung. Meist herrschte in Holthausen ein fast familiäres Verhältnis zwischen den Bauern und ihren „Inwühnern“ (Einwohnern), wie sie die Arbeiter nannten. Oft blieb dieses Verhältnis über Generationen erhalten.

Die Zeit der Industrialisierung machte dem allerdings ein schnelles Ende, weil die „Landarbeiter“ die ersten waren, die im Bergbau der Gegend bessere Verdienstmöglichkeiten und neue Lebenschancen fanden.
(Daten aus: Friedrich Becker, Holthausen, a.a.O., S. 19f.)

Die Anmeldung zur Exkursion ist für Führung und Lesung bindend, da Verpflichtungen vom Herner Netz gegenüber den Restaurants hinsichtlich der Reservierung eingegangen werden. Für Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Nichtmitglieder zahlen zu Beginn der Exkursion 5 Euro zur Deckung der Kosten. Weitere Informationen unter Tel. 02323-9871884 oder per E-Mail unter info@herner-netz.de.

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