Holthausen
im Winter (Bildarchiv Stadt Herne)
Um
1850 gab es in Holthausen noch keine festen Straßen, so dass ein Durchkommen
im Winter fast unmöglich wurde. Berüchtigt war in dieser Zeit die Bruchstraße,
die durch den Holthauser Bruch zum Schloss Bladenhorst führte. Noch im Jahr
1855 musste Bauer Eckmann 50 Fuder (Wagenladungen) Schlagholz liefern, um die
schlimmsten Stellen dieser Straße so auszubessern, dass sie befahrbar war.
An Gebäuden
gab es nur Fachwerkhäuser, massive Steinbauten entstanden erst in der 2.
Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung und die relativ
hohen Einkommen, welche durch sie in den Ort kamen (Zeche Erin in Castrop 1860/
Zeche Mont Cenis in Sodingen 1872).
Bei
der Volkszählung von 1849 gab es in Holthausen noch keine Bergleute. An Berufen
der insgesamt 273 Einwohner wurden angegeben: 20 Landwirte, 20 Mägde, 18
Knechte, 15 Tagelöhner, 10 Hirten, 4 Holzschuhmacher, 3 Schmiede, 2 Schneider,
2 Fassbinder, 2 Maurer, 1 Schuster, 1 Schäfer und 1 Leineweber. Es gab keinen
Geschäftsmann, keinen Gastwirt, keinen Lehrer und keinen Geistlichen. Holthausen
war ein Land der Bauern.
Kotten
auf dem Grundstück des Hofes Wiesche, seit 1795 auch als Brauhaus genutzt,
1980 abgebrochen
(Bildarchiv Stadt Herne)
Die
Kötter oder Kleinbauern besaßen in der Regel ein eigenes
Fachwerkhaus und geringen Grundbesitz. Sie steigerten ihr Einkommen durch Kleintierzucht
und durch ein Handwerk, welches sie nebenbei betrieben. Solche Nebenerwerbe
hinderten die Kötter trotzdem nicht daran, sich und das Leben ihrer Familien
an bäuerlichen Lebensformen zu orientieren.
Die
Tagelöhner waren, wie der Name schon sagt, Arbeiter, welche gegen
Tageslohn und bei täglicher Kündigung in der Land- und Forstwirtschaft
beschäftigt waren. Da sie keinen Besitz hatten, wohnten sie in kleinen Fachwerkhäusern,
die den Bauern gehörten. Sie waren verpflichtet, während des ganzen
Jahres auf dem Bauernhof zu arbeiten. Dafür erhielten sie freie Wohnung,
den Lebensunterhalt, manchmal ein kleines Schwein und etwas Geld für ihre
Kleidung. Meist herrschte in Holthausen ein fast familiäres Verhältnis
zwischen den Bauern und ihren Inwühnern (Einwohnern), wie sie
die Arbeiter nannten. Oft blieb dieses Verhältnis über Generationen
erhalten.
Die
Zeit der Industrialisierung machte dem allerdings ein schnelles Ende, weil die
Landarbeiter die ersten waren, die im Bergbau der Gegend bessere Verdienstmöglichkeiten
und neue Lebenschancen fanden.
(Daten aus: Friedrich Becker, Holthausen, a.a.O.,
S. 19f.)
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