Die 13. Exkursion des Herner Netzes nach Holthausen am 19. März 2006
Die Gemeinde Holthausen – Im Land der Bauern

Von Wolfgang Viehweger


Das preußische Kataster von 1827

Das preußische Kataster (Vermessungsblatt) aus dem Jahr 1827 zeigt anschaulich den Lageplan der Bauernhöfe in den drei Siedlungskernen Holthausen, Börsinghausen und Oestrich, die damals die Gemeinde Holthausen bildeten.

Die Namen der Hofbesitzer und die Größe ihrer Güter sind wesentlich älteren Datums:
Das Schatzbuch der Grafschaft Mark vom Jahr 1485 enthält alle Bauern, die zur Zahlung der ersten landesständischen Steuer der Grafschaft verpflichtet wurden. Auch die Türkensteuerlisten aus den Jahren 1542 und 1598 sind wichtige Quellen, was Namen und Größe des Grundbesitzes betrifft. Die Türkensteuer war eine Sondersteuer des Kaisers zur Verteidigung Wiens vor den Türken. Der Wert jedes Hofes wurde mit 4% veranlagt. Die Bauern hatten die Steuern in „Ort“ (Silber) und Goldgulden zu entrichten. Ein Goldgulden hatte den Wert von vier Ort.

Im Jahr 1598 gehörte die Gemeinde Holthausen zum Amt Bochum. 1817 kam sie zum Amt Castrop. Im Jahr 1849, unmittelbar vor der Industrialisierung, waren in Holthausen 40 Familien mit 273 Personen ansässig. Ab 1902 gehörte Holthausen zum Amt Sodingen und wurde zusammen mit Sodingen, Gysenberg und Börnig am 1. April 1928 mit einer Gesamtpersonenzahl von 23 500 nach Herne eingemeindet. Vorangegangen war ein heftiger Streit von Castrop und Herne um das Amt Sodingen, da von der Eingemeindung einer so hohen Zahl von Menschen der Status einer Großstadt abhing.

Holthausen

Die Bauernschaft Holthausen wird um 910 in einem Urbar des Klosters Werden erwähnt. Vier Bauern, Mathalgar, Uuilmund, Ledrad und Athallind, sind dem Kloster abgabepflichtig. Auch in den Türkensteuerlisten von 1542 wird die Bauernschaft genannt.
Die „Holthauser Straße“ erinnert an den „Wohnsitz im Wald“, wie die Übersetzung der althochdeutschen Wörter „holt“ und „husen“ lautet. So hieß die Straße auch im Gemeindeatlas Holthausen von 1826, bis sie am 21. August 1901 in „Bochumer Straße“ umbenannt wurde. Der Rat der Stadt Herne gab ihr am 11. Mai 1928 den alten Namen zurück.

Börsinghausen

Die Bauernschaft „Bursighusen“ wird in einer Vogteirolle des Stiftes Essen kurz vor dem Jahr 1220 erwähnt. 1266 sind „Sibodo und Bertoldus de Bursichhusen“ Zeugen in einem Rechtsakt. Verwaltungsmäßig, kirchlich und schulisch war die Bauernschaft wie ihre Nachbarn 1000 Jahre mit Castrop verbunden. Ihr Name stammt von althochdeutsch „burst“ oder „burse“, was „Gesellschaft“ oder „Schwurgemeinde“ bedeutet.
In der „Börsinghauser Straße“ ist der Name erhalten, obwohl die Benennung erst am 11. Mai 1928 durch den Rat der Stadt Herne erfolgte. Im Urmessblatt von 1842 hieß sie ebenso. Jedoch bekam sie am 21. August 1901 den Namen „Hermannstraße“ (wohl nach dem Bauernhof Heermann) und behielt ihn 27 Jahre lang.

Oestrich

Der Name der Bauernschaft Oestrich ist abgeleitet von althochdeutsch „ostarwick“, was „Siedlung im Osten“ bedeutet. Im Lehnbuch der Grafen von der Mark werden 1392 ein „hoeff to Osterwich“ und ein „gud“ des Wilhelm von Osterwich genannt. Offenbar gab es in der Bauernschaft einen Gutsbesitzer, da im Türkensteuerregister von 1598 auch ein „Schulte to Oistrich“ genannt wird.

Oestrich, das im gesamten Mittelalter zu Castrop gehört hatte, kam am 1. April 1914 mit der Landgemeinde Gerthe zum Kreis Bochum und im Zuge der Grenzberichtigungen am 1. August 1929 zur kreisfreien Stadt Herne. Die „Oestrichstraße“, die schon im Gemeindeatlas Holthausen von 1826 diesen Namen trug, erinnert an die alte Bauernschaft und ihre Gutsherren.

Die Anmeldung zur Exkursion ist für Führung und Lesung bindend, da Verpflichtungen vom Herner Netz gegenüber den Restaurants hinsichtlich der Reservierung eingegangen werden. Für Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Nichtmitglieder zahlen zu Beginn der Exkursion 5 Euro zur Deckung der Kosten. Weitere Informationen unter Tel. 02323-9871884 oder per E-Mail unter info@herner-netz.de.

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