Nachlese zur 16. Exkursion des Herner Netzes e.V.
nach Herne – Süd am 17. September 2006

Die 16. Exkursion des Herner Netzes mit 30 Heimatfreunden nach Herne-Süd am 17. September 2006 stand unter dem Motto „Eisen, Stein und Jugendstil“.
Symbolisch waren damit das ehemalige Eisenwerk auf der Flottmannstraße gemeint (heute: Kulturzentrum), die Zeche Shamrock I/II an der Holsterhauser Straße (heute: Sitz der DSK) und die Herz-Jesu-Kirche auf der Altenhöfener Straße, die gerade ihr Jubiläum zum 100jährigen Bestehen gefeiert hat.

Bei strahlend schönem Herbstwetter ging es um 10.00 Uhr von der Herz-Jesu-Kirche zum Hölkeskamp-Ring, von dort zu einer Wiese vor dem Marien-Hospital, wo die Bergmannskuh Frieda steht, eine Ziege aus Bronze, die liebevoll auf einen Bergmann schaut.

Über die Jean-Vogel- und die Ingeborgstraße führten Bernd Koldewey und Hartmut Stockhorst die Teilnehmer zur Althoffstraße. Da waren früher die Felder des Bauern Althoff.

In den Flottmannhallen erwartete um 11.00 Uhr die Kunstpädagogin Jutta Laurinat die Gruppe zu einer Führung durch die Jubiläumsausstellung „Über Kopf“. In der Ausstellung sind vertreten 146 Künstler, welche in den Jahren 1986 bis 2006 schon einmal dort ihre Werke gezeigt haben. Der Name „Über Kopf“ ergibt sich aus der Aufhängung der Bilder über den Köpfen der Betrachter. Jutta Laurinat erzählte auch einiges über die Geschichte des Eisenwerks von 1904 bis 1983 und zeigte Räume, die sonst nicht zugänglich sind.

Um 12.15 Uhr erreichte die Gruppe über die Straße des Bohrhammers „Ömmes Hof“. Er ist seit 17 Jahren ein italienisches Restaurant. Früher war er ein Bauernhof, dann eine Fuhrmannskneipe. Wolfgang Viehweger las (nach dem Mittagessen) aus seinem Buch „Spur der Kohle...“, das er im Jahr 2000 für den Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine geschrieben hat, über William Thomas Mulvany, den Gründer der Zeche Shamrock I/II, und die „Helden von Courrières“. Gemeint sind damit der Werksdirektor Georg Albrecht Meyer und der Sicherheitsdirektor Ferdinand Hartmann. Unter ihrer Führung begab sich ein Rettungstrupp mit „Gasschutzapparaten“ (Gasmasken) nach dem Unglück vom 10. März 1906 nach Nordfrankreich und rettete noch einige Kumpel aus den eingestürzten Stollen nach einer Schlagwetter-Explosion.
Da seit dem 10. September 2006 die Dauerausstellung „Courrières 1906 – Eine Katastrophe in Europa“ im Bergbau-Museum in Bochum zu sehen ist, ging er auch auf die jüngste historische Diskussion zur Bewertung des politischen Nutzens der Solidarität von deutschen und französischen Kumpeln am Vorabend des Ersten Weltkriegs ein.

Für Herne hat das Ereignis die Städtepartnerschaft mit Hénin-Beaumont besiegelt. Die Nachbarstadt von Courrières hatte 1906 ebenfalls viele Tote bei dem Unglück zu beklagen.

Um 14.00 Uhr endete die 16. Exkursion, bei der die Teilnehmer vieles über das gefährliche Leben der Kumpel unter Tage zur Zeit der beginnenden Industrialisierung und die Hilfsbereitschaft der deutschen Bergleute gegenüber den französischen erfahren hatten.
Diese Haltung widersprach der antifranzösischen Politik von Kaiser Wilhelm II. und seinen Ministern gegen den „Erbfeind“, wie sie seit 1890 propagiert wurde.
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Gerd Kaemper

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