Auf den Spuren einer Gründerfamilie
Die Familie Mummenhoff in Eickel

Von Wolfgang Viehweger


Dorf Eickel 1860 – Der Pfeil zeigt auf den Besitz der Mummenhoffs
(Skizze von Hermann Keinhorst im „Emscherbrücher“ 1969)


Der folgende Bericht geht im wesentlichen auf den Heimatforscher Hermann Keinhorst zurück, der über die Familie Mummenhoff im „Emscherbrücher“, Heft 1, 1969 schrieb. Ergänzendes Material stammt von seiner Tochter Maria Aloysia, welche dem Herner Netz das Familienarchiv zur Verfügung stellte.

Sowohl im Märkischen Schatzbuch von 1486 als auch in dem Feuerstättenverzeichnis von 1664 und den Kirchenbüchern von 1689 wird die Familie Mummenhoff in Eickel erwähnt. Sie gehörte neben den Bönninghausen, Aschebrock, Middeldorf, genannt „Markmann“, Schulte zu Altdorneburg, Vogelsang, Langebeckmann und Grünhoff zu den ältesten Familien. In den Eickeler Kirchenbüchern wird 1689 Johann Heinrich Mummenhoff erwähnt. Sein Bauernhof mit Nebengebäuden und Obstgarten stand auf dem Grundstück der späteren Marienschule an der Herzogstraße. Die Ländereien lagen weiter südlich.

Für die Bearbeitung der Äcker, etwa 15 Hektar oder 60 Morgen, brauchte Johann Heinrich zwei Pferde und mehrere Ochsen. Neben der Landwirtschaft betrieb er (wie die Familien Aschebrock und Middeldorf) einen Braukessel. Das Bier diente vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten als Getränk für die schwer arbeitenden Knechte. Als Johann Heinrich Mummenhoff im Frühjahr 1700 verstarb, heiratete seine Frau Katharina, geborene Küpers, am 18. Juli dieses Jahres in zweiter Ehe den aus dem Kirchspiel Wattenscheid stammenden Friedrich Grotenkamp. Nach westfälischer Tradition nahm Grotenkamp nach der Einheirat den Namen „Mummenhoff“ an. Er ist der Stammvater von zahlreichen Nachkommen, wozu auch Anna Katharina gehört, die 1758 Ehefrau von Dietrich Löns aus einer alten Eickeler Müller- und Küsterfamilie wurde. Der Dichter Hermann Löns ist der Urenkel dieses Ehepaares.


Wilhelm Mummenhoff mit seiner Frau Josephine, geb. Geeßmann
(Foto: Familienarchiv Keinhorst)

Heinrich Mummenhoff bewirtschaftete am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit seiner Ehefrau Maria Christina, geborene Feldhege, weiterhin den Hof an der Herzogstraße. Er war ein korrekter und sozial eingestellter Mann, der sich besonders der Armen annahm. Sein Lebensspruch lautete: „Die Krankheit großer Leute und der Braten kleiner Leute riechen am weitesten!“

Am 13. Dezember 1834 wurde sein Sohn Wilhelm geboren, der auf dem Hof arbeitete und am 12. September 1858 Josephine Geeßmann aus Pöppinghausen heiratete. Josephine, geboren am 21. Januar 1831, war die Tochter eines reichen Bauern und brachte zur Hochzeit, die in Eickel stattfand, als Ausstattung neue Möbel, eine Truhe mit Leinen, zwei Kühe und ein Pferd mit.
Früh am Hochzeitsmorgen wurden zwei Pferden vom Nachbarn der Geeßmanns zwei Sättel aufgelegt, ein Herren- und ein Damensattel. Der Nachbar ritt nach alter Sitte dreimal um Geeßmanns Hof. Die Braut Josephine nahm inzwischen Abschied von Eltern und Bekannten, Haus und Hof, stieg auf das Pferd und ritt mit dem Nachbarn an der Spitze des Brautzugs nach Eickel. Die Verwandtschaft folgte in Kutschen.

Bei der Gastwirtschaft Löns machte man eine Pause. Pferde und Kutschen blieben zurück. Der Hochzeitszug ging zu Fuß zur Trauung in die Kirche. Danach führte der Schwiegervater Heinrich Mummenhoff die junge Frau ins Haus und erkannte sie damit als Schwiegertochter an. Am Abend ritt der Nachbar mit den Pferden nach Pöppinghausen zurück. Der Damensattel blieb leer zum Zeichen, dass Josephine einen neuen Lebenskreis in Eickel gefunden hatte.

Als Wilhelm Mummenhoff um 1870 für seinen Sohn Heinrich eine Gastwirtschaft und eine Bäckerei an der Herzogstraße errichtete, hatte er sich übernommen. Er war durch den Konjunkturrückgang infolge des Krieges von 1870/71 nicht in der Lage, die notwendigen Hypotheken für die Neubauten und Einrichtungen aufzubringen. Durch den Krieg war das Geld teuer und knapp geworden.
So musste der Hof mit den Ländereien nach und nach verkauft werden, um die Handwerkerrechnungen zu bezahlen. Einen Großteil des Besitzes übernahm für die Zeche Hannibal der damalige Direktor Ruppel. Die Mummenhoffs verloren mit Bauernhof, Tieren und Nebengebäuden auch Gastwirtschaft und Bäckerei. Um 1900 lebten die Mummenhoffs in bescheidenen Verhältnissen in Hofstede. Wilhelm Mummenhoff verstarb am 22. August 1902, seine Frau Josephine am 15. August 1916.


Heinrich Theodor Keinhorst mit seiner Frau Maria, geb. Mummenhoff
(Foto: Familienarchiv Keinhorst)

Interessant ist die verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Familien Keinhorst und Mummenhoff: Heinrich Theodor Keinhorst, geboren am 12. September 1850, wurde nach seiner Ausbildung auf der Zeche Constantin und nach zweijährigem Besuch der Bergschule in Bochum (1870 bis 1872) Reviersteiger auf der Zeche Hannover in Hordel. Im Jahr 1878 lernte er bei einer Familienfeier seine spätere Frau kennen, die am 2. Februar 1861 geborene Maria Mummenhoff, Tochter des Wilhelm Mummenhoff und seiner Frau Josephine. Maria hatte acht Jahre lang die Volksschule besucht und erhielt nach der Entlassung aus der Schule eine gründliche Ausbildung in Haushaltsführung und Küche im Gasthaus Strätling (heute: Strätlings Hof) in Bochum. Am 17. Mai 1879 fand die Hochzeit mit Heinrich Theodor Keinhorst statt. Den ersten Wohnsitz nahm das junge Paar in Günnigfeld. In den folgenden 16 Jahren wurden 10 Kinder geboren, 8 Jungen und 2 Mädchen. Heinrich Theodor und Maria erlebten noch das seltene Fest der „Goldenen Hochzeit“ am 17. Mai 1929. Heinrich Theodor Keinhorst starb am 12. Juni 1937, seine Frau Maria bereits am 2. Mai 1937.

In einem späteren Artikel folgt die Geschichte der Familie Keinhorst. Sie ist von Maria Aloysia Keinhorst sorgfältig archiviert worden. Maria Aloysia wurde am Donnerstag, dem 1. Juli 1920, geboren und durch den Prälaten Pfarrer Schneider getauft. Die Taufpaten waren Großmutter Maria und Großvater Heinrich Theodor.

 

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