„Vergessene Helden“.
Besuch bei Traditionsvereinen in Herne und Erkenschwick.


Von Wolfgang Viehweger

Als ich im Herbst 2004 von Ottokar Wüst, dem ehemaligen Vorsitzenden des VfL Bochum, die Anregung bekam, in deutscher und englischer Sprache zwei Bücher zur Fußball-WM 2006 zu schreiben, war es sein Anliegen, dass die „Lackschuh“- und die „Arbeitervereine“ an Ruhr und Emscher in Beziehung mit dem jeweiligen Standort gezeigt werden sollten, an dem sie gegründet worden waren. Städtisches Umfeld und Fußballverein, so meinte Ottokar Wüst, seien das, was man zur Fußball-WM 2006 den in- und ausländischen Gästen als Tradition des Ruhrgebiets anbieten könne.
Aus dieser Vorgabe entstanden im Jahr 2005 die Bücher „Tribüne Ruhrgebiet – Stadtgeschichte und Fußball an Ruhr und Emscher“ und „Grandstand Ruhr – History and Football at Ruhr and Emscher“. Beide zeigen die bebilderte Geschichte von 13 Ruhrgebietsstädten vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Der sportliche Teil befasst sich mit der Gründung der Vereine und den „Fußball-Legenden“, die sie hervorgebracht haben. Der Schwerpunkt liegt auf den „Goldenen Zeiten“ bis zum Beginn der Bundesliga im Jahr 1963.

Plakat: Gerd Kaemper (www.gkfoto.de)

Im Sommer 2005 hatte ich Lesungen bei der Spielvereinigung Erkenschwick, Westfalia Herne, dem SV Sodingen und dem DSC Wanne-Eickel. Einige von ihnen brachten es – trotz ungünstiger Bedingungen zwischen Bochum, Schalke und Dortmund – bis in die 2. Bundesliga. Aus der Zeit der Oberliga West konnte ich in Erkenschwick Julius „Jule“ Ludorf begrüßen, bei der Westfalia Alfred Pyka, welcher zusammen mit Helmut Benthaus und Hans Tilkowski unter Trainer Langner gespielt hatte, und bei dem SV Sodingen Gerd Harpers, der zusammen mit Alfred Schmidt und Günter Sawitzki den Ruf des „Dorfvereins“ aus dem Herner Süden begründete. Sie alle waren Nationalspieler und für Deutschland oft im Einsatz. Nach den Lesungen ging es in den Gesprächen nicht nur um die Fußballvergangenheit, sondern auch um die Fußball-WM 2006, wovon sich die ehemaligen Spieler auch Besuche von Gästen in den Stadien versprachen, die jahrzehntelange Fußballgeschichte geschrieben haben: Im Stimberg-Stadion, im Stadion am Schloss Strünkede, im Glückauf-Stadion (früher: Glückauf-Kampfbahn) am Holzplatz und im Stadion im Sportpark Wanne.

Als jedoch im Frühjahr 2006 die Deutsche Fußball Route NRW (DFR) von den Projektmanagern beschlossen wurde, waren unter den 15 Städten auf den 550 km „Fußball-Leidenschaft“ von Aachen über Krefeld und Wuppertal nach Bielefeld nicht die Städte Herne und Erkenschwick und ihre Traditionsvereine. Sie hatten offenbar in den Überlegungen keine Rolle gespielt, obwohl doch „historische Plätze und Stätten“ gezeigt werden sollten, die man als Fußball-Begeisterter sehen müsse. Angesichts dieser Situation habe ich mich entschlossen, die „Vergessenen Helden“ zu einer Lesung am 3. Juni 2006 in die Mayersche Buchhandlung in Herne einzuladen, um sie auch einem jüngeren Publikum vorzustellen. Außerdem werden sie auf Plakaten gezeigt, auf denen sie die Gäste zur Fußball-WM 2006 begrüßen. Bilder und Plakatentwürfe stammen von Gerd Kaemper. Noch besser wäre es gewesen, wenn der DFB die Idole aus Herne und Erkenschwick, zu ihnen gehört auch Horst Szymaniak, zu einem wichtigen Event in Gelsenkirchen oder Dortmund eingeladen hätte.

Wolfgang Viehweger

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